Gästebuch

Ich habe die schöne Aufführung am 20. Juli besucht und für die OÖN eine Besprechung geschrieben. Da sie nicht in der Printausgabe, sondern nur Online erscheinen konnte, bringe ich sie hier im Gästebuch unter die Leute - mit herzlichem Glückwunsch an das Theater-Team! Der böse Geist in der Burgruine Die Burgruine Reichenau im Mühlkreis wurde in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer der schönsten oberösterreichischen Spielstätten für Sommertheater ausgebaut. Zu verdanken ist dies vor allem dem Verein „Burgfestspiele Reichenau“, in dem sich theaterbegeisterte Menschen aus der Region mit bewundernswertem Einsatz engagieren. Alle zwei Jahre wird der Innenhof der Burg mit ambitioniertem Amateurtheater belebt. In diesem Jahr steht Johann N. Nestroys Lustspielklassiker „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ auf dem Programm, kein einfaches Unterfangen, denn das satirische Potenzial von Nestroys filigranen Texten muss man erst einmal auf die Bühne bringen. Regisseur Gerhard Koller und sein Team stellen sich dieser Herausforderung, indem sie die Haupthandlung in bewährter, konventioneller Fasson umsetzen, gewiss eine kluge Entscheidung, denn Amateurtheater setzt künstlerischer Risikofreude nun einmal Grenzen. Bezaubernd im wahrsten Sinne des Wortes ist die Idee, die märchenhafte Rahmenhandlung, die im Reich der Feen und Zauberer spielt, mit Puppen zu realisieren. Die Puppen-Spezialisten Gerti und Max Tröbinger haben hier ausgezeichnete Arbeit geleistet. Dem ambitionierten Ensemble – mehr als 30 Mitwirkende stehen auf der Bühne! – kann man ein herzliches Pauschallob aussprechen. Die enorme Spielfreude ist durchgehend spürbar. In den handlungstragenden Rollen der drei liederlichen Gesellen, aus denen brave Handwerksmeister und Hausväter werden sollen, bewähren sich Jonas Maurer (als redlicher Leim), Thomas Hochrathner (als damenaffiner Zwirn) und Christian Kudler (als versoffener Knieriem nicht immer ganz textsicher). Komödiantischer Höhepunkt der Aufführung ist die Szene im Hause des neureichen Schneiders. Wie affektiert Thomas Hochrathner um die berechnende Signora Palpiti (Margit Söllradl) und ihre zwei aufgeputzten Töchter (Klara Heigelmayer, Barbara Jenner) herumturtelt, ist ganz feine Lustspielkunst. Fazit: Die spürbare Spiellaune eines ambitionierten Teams sorgt für anregende, heitere Sommertheater-Atmosphäre